Chronik

DIE CHRONIK AUS DER FESTSCHRIFT ZUM 90. VEREINSJUBILÄUM AUS DEM JAHR 2002!
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Wehr schon ein aufstrebender Industrieort. Zwar waren große Teile der ländlichen Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt, doch waren mit der aufkommenden Industrie schon seit mehr als hundert Jahren namhafte Industriebetriebe ansäßig. Aus dem mittelalterlichen Hammerwerk entstand eine große Tuchweberei (Herose heute Brennet AG), eine Teppichweberei (Wehra) und andere mehr. Neben der blühenden Landwirtschaft regte sich eine tüchtige Handwerkerschaft.
Das Vereinsleben war damals geprägt von vorwiegend vaterländischen Vereinen; Musik und Gesang sorgten für die musischenBedürfnisse. Der Turnverein allein war zuständig für die sportliche Körpererziehung, wie es wohl damals genannt wurde. Für reines Spiel nach heutigen Begriffen hatten die alten Turnväter noch recht wenig Verständnis. Selbst die Leichtathletik wurde mit Argwohn betrachtet, obwohl 1896 die ersten olympischen Spiele abgehalten wurden. Wohl von den britischen Inseln kam so langsam das Fußballspiel als ein „Modespiel“ auch in die ländlichen Gegenden. Immerhin waren im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts zwei badische Traditionsvereine bereits Deutscher Meister, und zwar Phönix Karlsruhe und der FC Freiburg.
Im Anfang wurde auf Straßen und Wiesen mit Bällen aus Säublodere (Schweineblasen) und Lumpen gekickt und gebolzt, denn ein Lederball war wohl höchstens ein Wunschdenken, wie die alten Gründungsmitglieder zu erzählen wußten.Durch die Entfaltung von Industrie und Gewerbe im damaligen Wehr kamen junge Arbeiter, Angestellte und Lehrlinge hierher. Jeder brachte Erkenntnisse mit, und so entstand der Gedanke, einen Fußball-Verein zu gründen. Bereits 1908 wurde in Säckingen der FC aus der Taufe gehoben. Ebenfalls 1908 entstanden Fußball-Vereine in Laufenburg und Rheinfelden und 1912 im damaligen Nachbarort Oflingen-Brennet. Zur Gründung des FC Wehrfanden sich im Sommer 1912 einige sportbegeisterte Kameraden zusammen, und nach vielen Beratungen gelang dem Sport- und Fußballidealisten Martin Büche der Zusammenschluß der jungen Fußballfreunde zum Fußball Club Wehr 1912. Wohl keiner derGründer dachte in den Gründungsstunden anno 1912 an den Aufschwung des Fußballsports sowohl in Wehr als auch im ganzen Land und heute in der ganzen Welt.
Die größten Sorgen galten zunächst einmal der Beschaffung eines Lederballes und zum anderen eines Spielfeldes. Der Adler-Wirt Alois Ritter hatte ein Herz und stellte eine Wiese auf der Breitmatt pachtweise dem Club zur Verfügung. Feste Tore aus Balken wurden erstellt, erste Trainingsabende festgelegt und nun wurde lustig gekickt und geschossen. Damit hörte die wilde Kickerei der oftmals verdammten Grasvertrampler auf; die Bohnen-stecken, die die Tore markierten, mußten nicht jedes mal in den Boden gesteckt und beim Erscheinen des Bauern fluchtartig wieder herauszogen werden.
Der Vereinsaufbau gestaltete sich nicht schwierig. Sportbegeistert wurde Georg Arnold (Bürgermeister von 1934-1943) von den Spielern zum 1. Vorstand des Clubs gewählt, Hermann Rotenhäusler wurde Schriftführer, Arnold Senger Rechner und Alfons Baumgartner Ballwart. Als Trikotfarben wurden eine schwarze Hose und ein längs schwarz/weiß gestreiftes Trikot gewählt. Diese Farben haben sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Zwischendurch (in den zwanziger Jahren; nach dem 1. Weltkrieg) wurde das Trikot nur noch weiß getragen, da der Erzrivale FC Rheinfelden ebenfalls das schwarz/weiße Trikot hatte. Einige Zeit wurde auch in schwarz/Gelb gespielt und nach dem Aufstieg in der Bezirksliga Anfang der dreißiger Jahre war das Trikot schwarz/weiß kariert.Vor dem 1. Weltkrieg wurden selbstverständlich noch keine Verbandsspiele ausgetragen. Der Spielbetrieb lag ausschließlich bei Freundschaftsstreffen mit benachbarten Vereine. Zuerst wurde auf Plätzen auf der damals völlig unbebauten Breitmatt gespielt. Der erste Platz lag direkt am Nollen (östlich der heutigen Nollenstraße), später beim damalige Eisweiher (westlich der Werraehstraße im Lind zwischen Lindstraße und Bergweg. Freundschaftliche Bande bestanden sowohl vor wie nach dem 1. Weltkrieg zur ebenfalls 1912 gegründeten Spielvereinigung Brennet-Öflingen. Der Festschrift der Spvg Brennet von 1954 anläßlich der Sportplatzeinweihung des Hans-Walcher-Platzes an der Wehramündung entnehmen wir die Zeilen: „Ganz besonders muß herausgestellt werden, dass die Spielvereinigung Brennet – Öflingen zum FC Wehr in den Gründungsjahren mehr als nur freundschaftliche Beziehung pflegte“. Wenn wir auch harte Lokalrivalen waren, so tat dies doch den guten Beziehungen keinen Abbruch.Im Jahr 1914 wurde sogar kurze Zeit eine Vereinigung der Vereine herbeigeführt, die dann aber durch den 1. Weltkrieg wieder auseinanderbrach. Und an anderer Stelle können wir der Brennet Vereinschronik entnehmen „1913 wurde Friseurmeister Berthold neuer 1. Vorsitzender. Da Brennet bei Wiederaufnahme des Sportbetriebes 1945 keinen Sportplatz mehr besaß, stellte der FC Wehr in kameradschaftlicher Weise seinen Platz der Spvgg. Brennet zur Austragung der Spiele zur Verfügung“. Diese schöne Geste hat Brennet dem FC Wehr hoch angerechnet.
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